Adam Olearius ja kultuuriline Teine teekonnal Oktsidendist Orienti [Adam Olearius und das kulturelle Andere auf der Reise zwischen Okzident und Orient]

Aigi Heero, Maris Saagpakk

Abstract


Der vorliegende Artikel analysiert Adam Olearius‘ Reisebeschreibung „Vermehrte Newe Beschreibung der Muscovitischen vnd Persischen Reyse” (1656). Anlass für diese Reise war der ambitionierte Plan des HolsteinGott orfi schen Herzogs Friedrich III., direkte Handelsbeziehungen nach Persien zu knüpfen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, wurde eine Delegation, zu der auch Olearius als Chronist gehörte, nach Persien geschickt. In seinem Bericht erweist sich Olearius als scharfer Beobachter, er fi xiert seine Umgebung genauestens und kommentiert das Gesehene auch. Dabei konzentriert er sich oft (so wie in den reisemethodischen Traktaten oder Apodemien des 17. Jahrhunderts empfohlen) auf das Gesellschaftssystem des jeweiligen Landes. Er untersucht Fragen wie etwa, wer die Macht hat, wer die Untergebenen sind, welche Aufgaben sie erfüllen usw. Im Fokus der vorliegenden Studie stehen Olearius‘ Beschreibungen der unterschiedlichen Völker, mit denen er auf seiner Reise in Kontakt kommt. Dabei wird eine postkoloniale Perspektive eingesetz t und vor allem der Frage nachgegangen, inwiefern Olearius die Fremden als kulturell Andere wahrnimmt. Es stellt sich heraus, dass Olearius eine Hierarchisierung der beschriebenen Völker vornimmt und seinen Text von einem christlich-europäischen Standpunkt aus verfasst. Ihm erscheinen die baltischdeutschen Adligen in Livland als sprachlich-kulturell vertraut, weshalb er relativ unkritisch ihre Ansichten über die „Undeutschen“, d.h. die leibeigenen Esten und Lett en, übernimmt. Diese sind für Olearius die Wilden, da sie kein strukturiertes Leben führen, die christliche Religion verachten und kuriose Riten durchführen. Auch russische Bauern fallen in diese Kategorie. In Bezug auf Persien ist Olearius‘ Perspektive jedoch diff erenzierter. Einerseits lobt er Persiens Sauberkeit, seine wissenschaftlichen Errungenschaften 55 und Freundlichkeit, andererseits kritisiert er die Moral der Bewohner. Das in der zeitgenössischen Literatur bekannte Motiv der orientalischen Schönheit und Opulenz behält aber auch Olearius bei. Olearius will mit seinen Schilderungen aber auch darauf hinweisen, dass der kulturell Andere nicht unterschätz t werden darf – der russische Bauer ist vielleicht ungebildet, dafür aber schlau. Des Weiteren hält er es für wichtig, andere Kulturen mit Respekt zu behandeln und viel Wissen über sie zu sammeln. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass Olearius‘ Reisebericht wesentlich dazu beigetragen hat, das Orient-Bild, aber auch das Bild kleinerer Völker wie z.B. der Esten, im frühneuzeitlichen Europa zu prägen.

Keywords

Adam Olearius, Reisebeschreibung, Frühe Neuzeit, 17. Jahrhundert, Postkolonialismus, das Andere

 

 


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ISSN 2504-6616 (print/trükis)

ISSN 2504-6624 (online/võrguväljaanne)